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„Arbeitseinsatz“ in der Mittelstadt. Ausländische Arbeiter in Gütersloh 1933-1945 (1996)
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Spätestens seit den 1890er-Jahren war mit der Anwerbung polnischer und italienischer ,,Wanderarbeiter“ die Ausländerbeschäftigung im Deutschen Reich zum Massenphänomen geworden. Wie in ganz Deutschland waren auch in Gütersloh schon im Ersten Weltkrieg Kriegsgefangene und zivile Arbeitskräfte aus dem Ausland im Einsatz, damit die Produktion in Landwirtschaft und Industrie aufrechterhalten werden konnte.
Hatte die Weltwirtschaftskrise in den 1920er-Jahren dann zu einem Mangel an Arbeit und zu einem Heer von Arbeitslosen geführt, änderte sich dies mit einem allgemeinen konjunkturellen Aufschwung und den gezielt kriegsvorbereitenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen der nationalsozialistischen Machthaber ab 1935.
Da dem nun entstandenen Mangel an Arbeitskräften allein aus Deutschland nicht abgeholfen werden konnte, organisierte das NS-Regime den großflächigen, zwangsweisen Arbeitseinsatz von Ausländern vor allem aus West- und Osteuropa, der in den allermeisten Fällen mit Gewalt durchgesetzt wurde und mit Fortschreiten des Zweiten Weltkrieges seinen Höhepunkt erreichte. So waren 1944 auch in Gütersloh bei insgesamt etwa 30.000 Einwohnern über 3.500 ausländische Arbeitskräfte zwangsweise beschäftigt.
Der vorliegende Band, im Auftrag der Stadt Gütersloh nach einer wissenschaftlichen Arbeit an der Universität Bielefeld entstanden, nähert sich dem Schicksal dieser Menschen, indem er das reichsweit organisierte System der Unterdrickung mit der Situation in der Stadt Gütersloh von 1939 bis 1945 differenziert in Beziehung setzt, lokalhistorische Quellen erschließt und Berichte von Zeitzeugen widergibt.
Inhalt
- Einleitung
- Erlauterungen zu den verwendeten Begriffen
- Der Rahmen: Wirtschaft und Gesellschaft Güterslohs in der Vorkriegszeit
- Die Voraussetzungen des ,,Ausländer-Einsatzes“
- Arbeitsmarkt und Ausländer vor 1939
- Von der Massenarbeitslosigkeit zur Arbeitskräfteknappheit
- Ausländerbeschäftigung und Ausländerrecht vor dem Zweiten Weltkrieg
- Ausländerbeschäftigung und Zwang im Ersten Weltkrieg
- Die Debatte um die Ausländerbeschäftigung 1936 bis 1939
- Arbeitsmarkt und Ausländerbeschaftigung vor 1939 in Gutersloh
- Arbeitsmarkt und Ausländer vor 1939
- Das Problem des Arbeitermangels: Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Zweiten Weltkrieg
- Arbeitsmarkt und Arbeitseinsatz im Deutschen Reich
- Arbeitsmarkt und Arbeitseinsatz in Gütersloh
- Stetige Expansion: Umfang und soziale Struktur der Ausländerbeschäftigung
- Politik und Praxis des ,,Ausländer-Einsatzes“ 1939-1942
- Etablierung der Diskriminierung. Die Ausländerpolitik der NS-Führung
- Von der Saisonarbeit zur Zwangsarbeit: Vom Kriegsbeginn bis zu den ,,Polenerlassen“ im März 1940
- Ausbau der Diskriminierung: März 1940 bis Frühjahr 1942
- Die Ausländerpolitik in Gütersloh
- Zwischen ökonomischen Interessen und sicherheitspolitische Bedenken: Vom Kriegsbeginn bis zu den ,,Polenerlassen“
- Diskriminierung als Ergebnis des Wechselspiels von nationaler und lokaler Politik: März 1940 bis Frühjahr 1942
- Reichweite und Grenzen der nationalsozialistischen Ausländerpolitik: Die Praxis der Ausländerbeschäftigung in Gütersloh
- Zwischen ,,Gesindekraft“ und ,,Zivilgefangenem Polnische Arbeiter in Gütersloh von Kriegsbeginn bis zum März 1940
- Selektive Umsetzung der Ausländerbestimmungen: März 1940 bis Frühjahr 1942
- Etablierung der Diskriminierung. Die Ausländerpolitik der NS-Führung
- Politik und Praxis des ,,Ausländer-Einsatzes“ 1942-1945
- Repression und Zugeständnisse. Die Ausländerpolitik der NS-Führung
- Zögernde Zugeständnisse und repressive Dynamik. Die Ausländerpolitik in Gütersloh
- Ökonomische Interessen und die Politik der Zugeständnisse
- Ausländer als „sicherheitspolitisches Problem“ und die Steigerung der Repression
- Zwang und kleine Freiräume. Die Praxis der Ausländerbeschäftigung
- Die industrielle und landwirtschaftliche Arbeitswelt
- Die Lebensverhältnisse der einzelnen Ausländergruppen
- Nach Kriegsende: Die „Displaced Persons“ in Gütersloh
- Anmerkungen
- Anhang
Zum Autor
Prof. Dr. Till Kössler, geboren 1970 in München, ist Professor für Historische Erziehungswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er wurde im Jahr 2003 mit einer Arbeit zur Geschichte des Kommunismus in der Bundesrepublik an der Ruhr-Universität Bochum promoviert und war von 2003 bis 2011 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geschichtswissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 2011 bis 2018 arbeitete er als Professor für die Sozialgeschichte des Aufwachsens und der Erziehung an der Ruhr-Universität Bochum. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die europäische Bildungs- und Kindheitsgeschichte, die Geschichte von Gewalt und Gewaltüberwindung sowie die Geschichte autoritärer Regime nach 1945. Er ist Mitherausgeber der Schriftenreihe „Frieden und Krieg“.
Zu beachten: Es handelt sich um ein antiquarisches Einzelexemplar. Es ist in sehr gutem Zustand und wirkt ungelesen.
Till Kössler
„Arbeitseinsatz“ in der Mittelstadt. Ausländische Arbeiter in Gütersloh 1933–1945
Rhode Druck und Verlag, Marienfeld, 1996
Broschur, 15 x 24 cm
110 Seiten, mit 15 Schwarz-Weiß-Abbildungen
ISBN 3-921961-08-8