Beschreibung
›Eckart Kleßmann wurde 1933 im lippischen Lemgo geboren. In diesem Buch erzählt er von seiner Kindheit, den ersten zwölf Lebensjahren, die genau in die Zeit des damals herrschenden Hitler-Regimes fielen.
Das bedeutet: In diesem Buch geht es auch darum, in welchem Maße ein Kind von der Ideologie des Nationalsozialismus beeinflusst wurde. Das Kind erlebt die Aufmärsche der Partei, die Dominanz der allgegenwärtigen Hakenkreuzfahnen, aber es sieht auch die rauchenden Trümmer der Synagoge und die Menschen mit dem gelben Stern am Mantel.
Doch dies ist nur der eine Aspekt der Darstellung. Der andere beschreibt das Aufwachsen in einer bürgerlichen Familie – der Vater war Chirurg und Chefarzt des Krankenhauses – mit drei Geschwistern, geprägt von einem christlich-konservativen Weltbild, in liebevoller Geborgenheit. Advent und Weihnachten, Kinderspiele, Ferienerlebnisse, Musikunterricht und Lektüre haben diese Kindheit geformt und ein Gegengewicht geschaffen zu den als bedrückend empfundenen Jahren der ersten Schulzeit, der Hitler-Jugend und des Krieges, wobei aber auch das Heitere und das Komische nicht fehlt.
Mit dem Einmarsch der US-Army in Lemgo am 4. April 1945 endete für das Kind der Krieg. Ein halbes Jahr später beschlagnahmte die britische Militärregierung das Elternhaus. Diese Vertreibung im Oktober 1945 empfand der Erzähler als das Ende seiner Kindheit.
Nach dem Abitur machte Eckart Kleßmann eine Ausbildung zum Sortiments- und Verlagsbuchhändler in Stuttgart, war Verlagslektor und Redakteur in Hamburg (u. a. bei der ›Welt‹ und der ›Zeit‹) und ist seit 1977 selbständiger Schriftsteller. Seit 1995 lebt er in Mecklenburg.
Eckart Kleßmann erhielt 1989 den Hamburger Literaturpreis der Irmgard-Heilmann-Stiftung, war 1992 Ehrengast der Villa Massimo in Rom, bekam 1995 die Ehrengabe der Deutschen Schiller-Stiftung in Weimar und 1998 den Lion-Feuchtwanger-Preis der Berliner Akademie der Künste. Er ist Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.
Inhalt
- 1. Auf die Welt gekommen
- 2. Mein Vater
- 3. Meine Mutter
- 4. Anne-Lore
- 5. Horst-Alfred
- 6. Rüdiger
- 7. Emma
- 8. Die Großeltern
- 9. Das Haus
- 10. Der Garten
- 11. Frühe Kindheit
- 12. Krankheiten
- 13. Was sonst sich begab
- 14. Die Prinzessin und Karl Junker
- 15. Die Hosen des Herrn von Bredow
- 16. Gott
- 17. Advent und Weihnachten
- 18. Brunshaupten
- 19. Schulzeit 1939–1943
- 20. Unterm Hakenkreuz
- 21. Besuch von Robert Ley
- 22. Schützenfest 1939
- 23. Spanisch Fricco
- 24. Badenweiler
- 25. Musikunterricht
- 26. Schule II : 1943–1945
- 27. Schülerkonzert
- 28. Lieder, Gedichte, Bücher
- 29. Der gelbe Stern
- 30. Im Krieg
- 31. Ferien auf Gut Röntorf
- 32. Schlösser und Gärten
- 33. Die bleierne Armee
- 34. Als Pimpf
- 35. Das Portrait
- 36. Silvester 1944
- 37. Das Zigeuner-Trio
- 38. Auf einmal war Frieden
- 39. Sommer 1945
- 40. Die Vertreibung
„Kleßmanns klare, präzise, fein nuancierte Sprache schafft Genuss. Fazit: Exzellente Vereinigung von Individual- und Zeitgeschichte mit erhellenden Fotos.“
Wolfgang Hädecke in der „Sächsischen Zeitung“
„Ein Mann erinnert sich – an eine schwarze Zeit deutscher Geschichte. Der Publizist Eckart Kleßmann, geboren 1933, hat das „Tausendjährige Reich“ als Kind in Lemgo erlebt. Anekdotenreich erzählt er davon in seinem Buch. Wie sich mehr und mehr in den sich weitenden Horizont des Heranwachsenden die Nazi-Herrschaft schiebt, macht diese Erinnerungen zu einer lesenswerten und wertvollen Quelle des Alltagslebens im „Dritten Reich“.“
Manfred Strecker in der „Neuen Westfälische“
Eckart Kleßmann
Über dir Flügel gebreitet. Eine Kindheit 1933-1945
Austhesis, Bielefeld, 2., durchgesehene Auflage 2008
kartoniert
262 Seiten, mit 33 Abbildungen
ISBN 978-3-89528-665-0