Hirten unter Hitler. Paderborner Erzbischöfe in der NS-Zeit

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Beschreibung

In Sachen Hitler wurde von den Paderborner Erzbischöfen gern Gott bemüht. Die Träger von Staats- und Kirchengewalt seien „Stellvertreter und Bevollmächtigte Gottes“ und „gottgesetzte Autoritäten“, predigte Caspar Klein 1934 den mehr als 1,5 Millionen Katholiken seiner Diözese. „Vorwärts im Namen des Herrn!“ lautete die Parole, die Klein Anfang 1940, nach Hitlers Überfall auf Polen, an seine zur Wehrmacht einberufenen Priester und Theologiestudenten ausgab. Und: „Wer in einem Kriege pflichtmäßig die Waffen trägt, ist eingefügt in die Pläne des allmächtigen, allweisen und allgütigen Völkerlenkers.“

Als Hitlers Reich in Trümmern lag, berief sich der Paderborner Oberhirte – nun war es Kleins Nachfolger Lorenz Jaeger – erneut auf Gott. „Wie einst dem Moses unter Blitz und Donner auf dem Berge Sinai das Gesetz Gottes gegeben wurde, so verkündete uns Gott im Krachen der Bomben und der Granaten, was sein heiliger Wille ist.“ Der von Hitler angezettelte Krieg mit seinen Millionen Toten – für Jaeger waren es „unvergessliche Exerzitien, die unser Herr und Gott selbst uns hielt“. Wer solche Deutungen von den Kanzeln verlesen ließ, dem stellte sich die Frage nach eigener Verantwortung und Kriegsbeihilfe nicht.

Wolfgang Stükens (Jahrgang 1953) folgenschweres Buch „Hirten unter Hitler“ hat den Boden für eine kritische Sichtweise auf die Kirche in der NS-Zeit grundgelegt. Es wird 2021 durch diese Neuedition – nebst einem einleitenden Überblick zum Debattenstand nach zwei Jahrzehnten – wieder zugänglich gemacht.

Inhalt

  • Zur Neuedition des Buches „Hirten unter Hitler“ 2021
  • Ergänzendes Literaturverzeichnis
  • Vorwort des Verfassers
  • „Kaum jemals entscheidungsvoller“ – die Reichstagswahl 1930
  • Weder Kämpfer noch Diplomat – Caspar Klein
  • „Kampfzeichen gegen Christi Kreuz“ – Kleins Hirtenbrief gegen die NSDAP von 1931
  • „Das vielfach Gesunde der nationalsozialistischen Bewegung“ – Caspar Klein stößt auf Widerspruch
  • „Grundlegende Aussprache mit dem Führer“ – am Rande der lippischen „Durchbruchsschlacht“
  • „Aufpeitschung konfessioneller Instinkte“ – Wahlkampf und Wahl am 5. März 1933
  • „Verbote und Warnungen nicht mehr notwendig“ – der bischöfliche Kurswechsel im März 1933
  • „Gottgesetzte Obrigkeit“ – Caspar Klein und die ersten Opfer des NS-Regime
  • „Abglanz der göttlichen Herrschaft“ – die Kirche auf Kurs Anpassung
  • Deutsch-national bis ins Mark – der Dortmunder Studienrat Lorenz Jaege
  • „Weitgehendes Lenkungsrecht“ – das Ende des Zentrums und die katholische Presse
  • „Mein Diözesankind Herr Vizekanzler von Papen“ – das Reichskonkordat
  • „Unverbrüchliche Treue“ – ND-Priester und Trenker-Fan
  • „Mehr an der Peripherie liegend“ – der Bischof, der Professor und die Zwangssterilisierungen
  • „Gerade in den katholischen Teilen“ – die Volksabstimmung am 12. November 1933
  • Die „christliche Untergrundbewegung“ des Studienrats Lorenz Jaeger
  • „Sämtliche Pfarrer einheitlich hinter dem neuen Staat“ – Beteuerungen des Erzbischofs
  • „Treue bis zum Martyrium“ – der Bischof, kirchliche Vereine und die NS-Organisationen
  • „Dem Führer treu und gehorsam“ – Studienrat Lorenz Jaeger wird Fachleiter
  • „Dieses Stichwort ist nicht gefallen“ – das Schweigen zu den Morden des 30. Juni 1934
  • „Eine fast religiöse Handlung“ – die „Heimkehr“ der Saar, ein Kalender und ein Theaterstück
  • Pöbeleien gegen den Bischof, Terror gegen Laien und Klosterstrafen gegen Priester
  • „An sich schon sehr zweideutiger Wahlaufruf“ – ein Minister sagt ab
  • „Wahrhaft erschütternd“ – das große Liborijubiläum 1936
  • „Nichts anderes denn die amtliche Lehre“ – Klein und Gierse gehen auf Distanz zu den Juden
  • „Bollwerke gegen bolschewistische Ideen – die Auseinandersetzung um den kirchlichen Einfluss auf die Schulen
  • „Mit brennender Sorge“ und „gröbstes Geschütz“ – eine Papst-Enzyklika mit Folgen
  • Scharfer Protest oder Schuldzuweisung? – Das Ende des Jungmännerverbandes 1937
  • „Einwandfrei und politisch zuverlässig“ – die Nebentätigkeiten des Religionslehrers Lorenz Jaeger
  • Die Synagogen brennen – und nicht ein Wort des Protestes aus dem Bischofshaus
  • „Vorwärts im Namen des Herrn“ – Klein, Rarkowski und Hitlers Krieg
  • „Differenzen hätten nicht bestanden“ – der Tod Caspar Kleins am 26. Januar 1941
  • Beamter, Soldat, Orden und Eide – eine Bischofswahl mit Taktik
  • „Ich habe keine Bedenken geltend zu machen“ – der Kirchenminister gibt den Weg zur Ernennung Lorenz Jaegers frei
  • „Kreuzzug gegen Ausgeburt der Hölle“ – Katholische Kriegspropaganda aus Paderborn
  • „Einspruch gegen Massenmorden“ – aber nicht öffentlich
  • „Aus ganzem Herzen und ohne Einschränkung“ – Erzbischof Jaeger schwört dem Staat Treue
  • „Hätte er Sporen getragen“ – Bischofsweihe, Vertuschungen und Verhaftungen
  • „Euer Bischof gehört ins Gefängnis oder ins KZ, nicht Ihr“ – Lorenz Jaeger und seine Priester
  • Tagungsort Paderborn – der Abschied von einem „historischen“ Hirtenbrief
  • „Zu Tieren entartet“, oder: Weiber, die zu Hyänen werden – Fastenhirtenwort 1942
  • „Gegen den lebendigen schützenden Wall“ – Jaeger in Verlegenheit
  • „Gar kein dringenderer Wunsch“ – der Erzbischof und der NS-Staat
  • Goebbels flucht – aber weniger wegen Jaeger: Die Denkschrift vom 18. Dezember 1942
  • „Paderborn wankend“ – das Hirtenwort über die zehn Gebote von 1943
  • „Gottes Schule, in der er uns hat erziehen wollen“ – Jaeger, der Verdränger

Wolfgang Stüken
Hirten unter Hitler. Die Rolle der Paderborner Erzbischöfe Caspar Klein und Lorenz Jaeger in der NS-Zeit
BoD, Norderstedt 2021
Softcover
424 Seiten, mit einigen Schwarz-weiß-Fotos
ISBN 978-3-755-76020-7

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