Lebensbedingungen behinderter Menschen in Bethel 1960-1990

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Beschreibung

Auch in der »Behindertenhilfe« prägten Aufbrüche und Umbrüche die Jahre von 1960 bis 1990. Waren die Einrichtungen für Menschen mit geistigen Behinderungen, Epilepsie oder psychischen Erkrankungen bis dahin häufig »totale Institutionen«, änderte sich nun unter den Vorzeichen der »Normalisierung« ihr Charakter. Neue Berufs- und Statusgruppen drangen in die bis dahin nach außen abgeschotteten »Heimwelten« vor. Gegen den zähen Widerstand altgedienter Kräfte verwirklichten sie Konzepte der »Verselbstständigung« geistig behinderter Menschen. In diesem Spannungsfeld gewannen die Bewohnerinnen und Bewohner neue Freiräume, sich aus ihrer unverschuldeten Unmündigkeit zu befreien und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Inhalt

  • Geleitwort
  • Einleitung
  • Theoretische Vorüberlegungen
    • Disability History
    • Heime als »totale Institutionen«
    • Ein Modell für die Diakoniegeschichte?
    • Der Umbruch der 1960er- bis 1980er-Jahre
    • Heime als »soziale Felder«
    • Der Habitus des »Heimbewohners«
  • Lebenswelt Heim
    • Räume zum Leben
    • »Geschlossene« und »offene« Räume
    • Dinge für sich – der eigene Besitz
      • Kleidung – „Das bin ich! Das werde nun ICH sein.“
      • Etwas Lebendiges – Haustiere
      • Essen und Trinken – mehr als nur Nahrungsaufnahme
      • Geld – von „Taschengeldern“ und „Krankenbelohnungen“
      • Hygiene, Gesundheitsvorsorge, Medikamente
    • Betriebsabläufe und Tagesstruktur
    • Gottesdienst und Konfirmation
    • Freizeit
    • Die anderen – Alltagskonflikte im Heim
    • Beziehungen zum Personal
      • Gewaltverhältnisse
      • Zwischen Zuwendung und Arbeitsüberlastung
    • Zäsuren: Die Verlegung in ein anderes Haus
    • Neue Handlungsoptionen
    • Die Diskussion um die Heimbeiräte
      • Die Bildung von Heimbeiräten
      • „Wie lange kann man abends das Licht anlassen?“ Heimbeirat konkret
    • Schritte nach draußen
    • Die Tücken der Verselbstständigung – zwischen „laissez-faire“ und fürsorglicher Belagerung
    • Konkretisierung I: „Auf dem Friedhof werde ich vielleicht ein Einzelgrab bekommen.“ Langer Kampf um die eigenen vier Wände
  • Arbeit
    • Die Diskussion auf der Fachverbandsebene
      • Arbeit im Verständnis der Diakonie
      • Die »Werkstatt für Behinderte« – Fluch oder Segen?
    • Die v. Bodelschwingschen Anstalten Bethel
      • Arbeit und Beschäftigung
      • Arbeits- und Urlaubszeiten
      • »Arbeitsprämien«
      • Arbeit auf der »Frauenseite«
      • Die »bedauernswerten, schwächsten Kranken«?
      • Die Intensivierung der industriellen Fertigung
      • »Bezugsfremde« vs. »lebenspraktische« Beschäftigung
      • Arbeitszufriedenheit, Stress und Langeweile
      • Die Dienststelle »Arbeits- und Berufsfindung«
      • Zukunftserwartungen 1978
      • Ein neues Verständnis von »Arbeit«
    • Arbeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner
      • Die Diskussion um die Personalentwicklung
      • Der VegsB und die »Freien Kräfte«
      • Angesehen, aber museal? Zeit für einen »Umbruch« in Bethel
      • Zivildienstleistende
      • Personalgewinnung durch Bildungsangebote
    • Konkretisierung II: Konflikte im Haus Saron
  • Frauen und Männer
    • „Ein Sprung ins kalte, tiefe Wasser.“ Die Diskussion im Verband evangelischer Einrichtungen für Menschen mit geistiger und seelischer Behinderung (VeEgsB), 1950 bis Ende der 1970er-Jahre
      • Das „Zusammenleben der Geschlechter“. Die Empfehlungen des VeEgsB Januar 1974
      • Das Symposium des VeEgsB über „Fragen der Sexualität bei Behinderten“ in Bielefeld, September 1974
      • Die 1. Tagung »Sexualität bei Behinderten in Heimen« November 1974
      • Die 2. Tagung »Sexualität bei Behinderten in Heimen« Dezember 1974
      • „Sauerei“ vermeiden oder „volle Freiheit gewähren“? Die Einstellung der Mitarbeitenden zur Sexualität von Menschen mit geistiger Behinderung
      • »Ein Zimmer zur Verfügung gestellt«
      • Und die, die es angeht? Systematische Befragungen von Menschen mit geistiger Behinderung zum Thema Sexualität in den 1970er-Jahren
      • „Wer von einem Menschen geboren wurde, ist ein Mensch.“ Die Debatte um die Sterilisierung
    • „Wäre es nicht zu begrüßen, wenn die Häuser in Bethel ihren Charakter uneinnehmbarer Burgen verlören?“ Diskurs und Praxis in den v. Bodelschwinghschen Anstalten, 1969-1988
      • Geschlechtertrennung im alten Bethel
      • Die »Sexwelle« schwappt nach Bethel über
      • Um das „Recht des Menschen auf seine volle Menschlichkeit“. Ein früher Vorstoß von ärztlicher Seite 1969
      • Ein unmoralisches Angebot. Die Diskussion um die Eheschließung von Bewohnerinnen und Bewohnern 1973
      • „Pluriforme Bewusstseinslage“. Eine Standortbestimmung 1973
      • Fürsorgliche Belagerung. Die Betheler Richtlinien zur »Begegnung der Geschlechter unter behinderten Menschen« 1975
      • „Wo kämen wir hin, wenn wir als Therapeuten die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten vordergründig werden lassen?“ Konflikte in Haus Pniel 1976–1979
      • „In Tabor ist längst die Grenze des Erträglichen überschritten.“ Konflikte in Haus Tabor 1981–1985
      • Der Bau des Hauses »Neue Heimat« 1983–1986
      • „[…] eine Sache aus dem Dritten Reich?“ Friedrich v. Bodelschwingh III und ein neues Sterilisationsgesetz
      • Die Sterilisierungsdebatte 1984–1986
      • Auf dem Weg zu den Betheler Leitlinien „Zum Fragenkreis der Sterilisation bei Menschen mit geistiger Behinderung“, 1986–1988
      • Kinderwunsch und Elternschaft
      • „Es ist besser, wenn es nicht ist.“ Die Perspektive der Bewohnerinnen und Bewohner
      • Zusammenfassende Deutung: »Doing Gender« oder »Doing Difference«?
    • Konkretisierung III: Der Konflikt um die Betheler Sprechmotettengruppe, 1972–1984
  • Schlussbetrachtung
  • Literaturverzeichnis
  • Personenregister

Zu beachten: Bei diesem Buch handelt sich um ein antiquarisches Einzelexemplar. Es ist in sehr gutem Zustand, sonst würden wir es hier nicht anbieten.

Über die Autoren

›Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl, geboren 1957 in Oberhausen, studierte Geschichtswissenschaft, Germanistik und Latein in Bochum und Bielefeld. Freiberuflicher Historiker, apl. Professor an der Universität Bielefeld und stellvertretender Leiter des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel mit den Forschungsschwerpunkten Geschichte des Nationalsozialismus, Medizin- und Wissenschaftsgeschichte.

Dr. Ulrike Winkler, geboren 1966 in Bad Kreuznach, studierte Politik-, Rechts- und Erziehungswissenschaft in Marburg. Freiberufliche Politikwissenschaftlerin. Veröffentlichungen zur Diakoniegeschichte, Zeitgeschichte und Sozialgeschichte.

Hans-Walter Schmuhl, Ulrike Winkler
Aufbrüche und Umbrüche: Lebensbedingungen und Lebenslagen behinderter Menschen in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel von den 1960er bis zu den 1980er Jahren
Verlag für Regionalgeschichte, 2018
Hardcover, 17 x 25 cm
432 Seiten
ISBN 978-3-73951029-3

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